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BNN Zeitungsbericht: Apotheose der Chormusik

23.11.2015 15:57 von MGV Liederkranz 1905 e.V. Neudorf (Kommentare: 0)

Wir werden Sie als Publikum weiterempfehlen, meinte am Ende dieses denkwürdigen dreistündigen Konzertes einer der Sänger des ensemble amarcord am vergangenen Samstag gegenüber der äußerst aufmerksamen, durch die vorbildlichen musikalischen Leistungen verzauberten dankbaren Zuhörerschaft in der voll besetzten Pestalozzihalle in Neudorf. War da vielleicht eine Wechselwirkung? Wir Sie auch, hätte das Publikum am liebsten geantwortet. Was war geschehen?

Anlässlich seines 110-jährigen Jubiläums hatte der Liederkranz Neudorf ein Konzert zusammengestellt, das sich hinsichtlich Gestaltung und Präsentation als vorbildlich erweisen sollte. Unter dem sensiblen und sauberen Dirigat ihres Chorleiters Andreas Burghardt eröffnete der Männerchor des Vereins mit dem Marsch der Könige von Robert Sund den Reigen, eine musikalische Visitenkarte, die die hohe klangliche Qualität erkennen ließ und die er mit zwei weiteren Beiträgen von Schubert (Die Nacht) und Joseph M. Martin (Awakening) - unterstrich. Yoana Ivanova begleitete äußerst gefühlvoll die aus einer mystischen Verzückung geborene Komposition.

Anschließend sang sich Sarah Maria Bahr mit ihrer angenehmen Mezzosopran-Stimme voll Charme in die Herzen der Hörer mit zwei Opernarien, wobei sie der Carmen in der Seguidilla ein besonders eindrucksvolles Profil verlieh.

Unter ihrer Leitung offenbarte zu Beginn des zweiten Teiles der Frauenchor des Vereins seine Qualitäten mit Adaptionen aus Oper, Musical und dem Kultfilm Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, stilsicher begleitet von Andreas Burghardt am Flügel und einmal zusammen mit Katharina Boll (Flöte), wobei man gerne mit den Sängerinnen deren sichtbare Freude am Musizieren teilte.

Eine echte Überraschung waren die beiden Vorträge des aktiven Sängers Lutz Boden (mit Andreas Burghardt am Flügel), einmal in der Manier eines Frank Sinatra bei der Filmmelodie New York, New York und dann in der Robbie Williams‘ mit Angel, insbesondere deswegen, weil seine eindrucksvolle sängerische Leistung auch mit seiner schauspielerischen standhalten konnte.

Mit vier weiteren Liedbeiträgen unterschiedlicher Herkunft konnte der Männerchor überzeugen, bevor der Gast des Abends, das ensemble amarcord die Bühne betrat.

Diese Gesangsgruppe war das Sahnehäubchen des Abends. Hervorgegangen aus dem weltbekannten Leipziger Thomanerchor, haben sich fünf Sänger gefunden, die mit ihren Vorträgen die großen Bühnen der Welt eroberten und mit vielen internationalen Preisen (u.a. auch dem ECHO Klassik Award) ausgezeichnet wurden. Dieses Ensemble muss man live erleben. Schon im ersten Teil verblüfften sie mit dem Kabinettstück Saltarella von Camille Saint Saens und dem äußerst schwierigen Traumlicht von Richard Strauß, bei welchem verschlungene polyphone Linien in ungewöhnliche und immer überraschende Akkordfolgen eingebettet sind.

Was dann folgte, kann innerhalb dieses Artikels nur unzureichend beschrieben werde: Ein unverwechselbarer homogener Klang von einer Bandbreite, wie man sie selten hört, sonor in der Tiefe, klar und elegant bis in höchste Lagen des Counter-Tenors, verbunden mit einer fulminanten rhythmischen Präzision (z.B. Der Speisezettel von Zöllner), einer Stilsicherheit, die bei Werken von der Renaissance bis zur Gegenwart keine Bedenken aufkommen lässt und - und das ist das Besondere - einer weiteren Dimension, die aus Mimik, Gestik, Körpersprache und lockeren Kommentaren resultiert. Witz und Charme, gepaart mit dieser enormen Musikalität: Die Leute waren fasziniert und glücklich bis zum letzten Akkord, zu welchem alle Akteure auf der Bühne vereinigt waren, in der Überzeugung, eine Apotheose der Chormusik erlebt zu haben.

Herbert Menrath

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